Gottes Neue Offenbarungen

Die Haushaltung Gottes
Band 1

Die Urgeschichte der Menschheit

- Kapitel 66 -

Asmahael und der Tiger

Und nun gingen die Väter ruhig einen schattigen Weg unter Zedern und Palmen hin gen Mittag und waren auf dieser Reise, die bei einer Stunde Weges dauerte, voll guter Dinge und lobten und priesen Mich in ihren Herzen; denn sie hatten nun vollauf zu schauen, da die Natur völlig durchsichtig für ihre durch Mein Wort gestärkten Augen geworden war.
2
(NB. Auf die euch im Bereiche der Naturzeugnisse schon ein wenig versinnlichte Art!)
3
Und als sie den halben Weg gegangen waren, siehe, da stutzte auf einmal Asmahael und getraute sich nicht, einen Schritt mehr weiter zu machen, und zitterte am ganzen Leibe.
4
Henoch aber fragte ihn alsogleich: ,,Asmahael, was ist dir, daß dir deine jungen Glieder den Dienst versagen? Zeige uns getrost an, ob eine Gefahr du siehst, oder ob ein anderes Übel dich befallen hat; denn siehe, wir wandeln auf dem Wege des Herrn, und der Herr ist mit uns, wie wir mit Ihm! Daher teile uns getreu mit, was dich ganz hemmend kümmert! Amen."
5
Da erholte sich Asmahael und sprach, sehr beklommen noch: ,,O Väter der Väter der Erde und du auch, mein liebweiser Henoch! Da sehet ein wenig nur fürbaß und schauet den mächtigen, grimmigen Tiger! Schon bleckt er gar lüstern die Zähne und spannet die tödlichen Krallen zum kräftigen Sprunge, um mich zu erfassen, zerreißen, zu trinken mein Blut und zu essen mein Fleisch! Denn der Wächter der heiligen Höhen ist nimmer zu sänften in seiner erschrecklichen Wut; ja des wachende, grausame Treue des Grimmes ist eine, dergleichen der Erde kein Ähnlich's gegeben mocht' werden!
6
O Väter der Väter der Erde, damit ihr mit mir nicht zugrunde auch gehet, so weichet zurück und laßt mich denn als rettendes Opfer von diesem gar mächtigen Tiger ergreifen, damit euer heiliges Leben in Gott so verschonet möcht' werden! O rettet, o rettet euch, würdigste, mächtige Väter!"
7
Und siehe, da blickten die Väter ein wenig fürbaß und sahen, was den Asmahael gar ängstlich machte.
8
Adam aber sagte zum Henoch: ,,Höre, lieber Henoch! Gehe hin und bringe den grimmen Wächter hierher, auf daß sich der furchtsame Asmahael befreunde mit der Kraft Gottes im Menschen, darob er zum Herrn der Natur gesetzt wurde und ihm gehorche alle Kreatur! Amen."
9
Und alsogleich ging Henoch hin zum Tiger; der aber warf sich augenblicklich vor dem Henoch zur Erde und bebte in allen seinen Muskeln und Fibern.
10
Henoch aber sprach mit starker Stimme zum Tiger: ,,Stehe auf, du grimm- und muskelstarkes Tier! Gehe hin zu Asmahael und beuge deinen kräftigen Nacken vor deinem Herrn, auf daß er behutsam getragen werde von dir an meiner und Adams Seite, und zwar gen Mittag, dann Ruhe, - dann gen Abend, dann Ruhe, - dann gen Mitternacht, dann Ruhe, - und dann endlich zur Wohnung Adams, und dann gänzliche Ruhe, dein Lohn und deine endliche Bestimmung! Amen."
11
Und siehe, alsobald erhob sich der mächtige Tiger in aller seiner kolossalen Größe, ging an der Seite Henochs gar demütig hin zu Asmahael und tat, wie ihm geboten war.
12
(NB. Diese Riesengattung der Tiger findet sich jetzt nur noch in einigen Urwäldern, in des inneren Afrikas Hochgebirgen, wie auch äußerst selten in denen Asiens.)
13
Da aber Asmahael solches sah, ward er völlig stumm vor Verwunderung und konnte nicht sprechen wie auch fast nicht stehen; denn nun ward es vor seinen Augen enthüllt, was ihm einst seine Mutter erzählte, was sie in einem Traume gesehen hatte. Denn seine Mutter war fromm in ihrer Art und mußte ihre Frömmigkeit samt ihrem Gatten gar schmählich mit dem Tode bezahlen, da sie sich geweigert hatte, den Lamech als den allerhöchsten Gott anzubeten, nachdem ihr zuvor die hohe Gnade widerfahren war, von dem geringsten Waffenknechte Lamechs gewaltig eine ganze Nacht hindurch auf die geilste und unnatürlichste Art beschlafen zu werden.
14
Und da sich auch ihr Gatte solcher Danksagung ärgerlich weigerte, so wurden auch ihm bei lebendigem Leibe die Gedärme mit ehernen Haken aus dem Bauche gerissen.
15
Woher aber Lamech solche Werkzeuge so bald erhielt, wird zur Zeit schon kundgegeben werden.
16
Und siehe, da sich Asmahael nun ermannte, so sprach er voll Wärme: ,,O mächtige Väter der Väter der Erde, nicht eure leibliche Größe und Stärke vermöchte zu bändigen solch ein gar riesiges, reißendes Tier; wahrlich nein, nur ein Gott, ja ein mächtiger Gott ist's, der solches durch eure geheiligten Herzen vermag! Dem sei Dank, Dem sei Lob, Dem sei Preis und die Ehre, ja heilige Ehre dem mächtigsten, heiligsten Vater so großer, erhabener, mächtiger Kinder! Amen."
17
Adam aber lobte ihn ob seiner rechten Erkenntnis der Liebe zu Gott, und daß er Mir allein die Ehre gab.
18
Henoch aber hob ihn auf den Nacken des Tieres, und dieses trug sorglich und behutsam seinen Herrn an der Seite Henochs.
19
Und so ging der Zug weiter den duftenden, schattigen Weg entlang, und kein Hindernis stellte sich hemmend dem Zug mehr entgegen. Da sangen gar munter die Vöglein, auf Ästen sich wiegend, und sangen wohltönend prophetisch dem Menschen ein Liedchen, - ein Liedchen vom Menschen der Menschen, das sangen die munteren Vögelein Ihm.

Fußnoten