Gottes Neue Offenbarungen

Das Grosse Evangelium Johannes: Band 1

Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre
Wieder in Nazareth

- Kapitel 107 -

Des Wirtes Simon Freude über die Niederlage der Templer. Über gerechte Freude und Schadenfreude

5.11.1851
Ich aber sage zu Simon von Kana: ,,Hast du's nun gesehen, wie gut es ist, zur rechten Zeit schweigen zu können?! Wo die andern für uns reden und handeln, da haben wir allzeit gut schweigen! - Verstehst du das?"
2
Sagt Simon von Kana: ,,Ja, Herr, das verstehe ich und sehe nun klar ein, wie es sehr besser ist, zu schweigen als zu reden. Man wird zwar manchmal gerade bei den Haaren hingezogen, bei solchen Gelegenheiten die eigene Zunge in die stärkste Bewegung zu setzen, aber hier hat es sich als wahr und tatsächlich erwiesen, daß das Schweigen zur rechten Zeit um vieles besser ist als das gediegenste Reden. Aber wir haben übrigens hier auch gut zu schweigen gehabt, denn wir haben an dem einen, der sich als ein Römer den Priestern vorstellte, einen überaus mutigen, wort- und sachkundigen Vertreter gehabt.
3
Mir wäre beinahe das Lachen gekommen, als sich die drei Templer zurückzuziehen begannen und dadurch in diesem Lande nun nahe um ihr ganzes Ansehen gekommen sind! Ihre Gesichter wurden immer länger und länger, und ihre Füße haben bei der stets kräftiger werdenden Rede des Römers aus Kapernaum angefangen, bedeutend unruhig zu werden, und trafen sogleich die zum Durchgehen ganz geeigneten Vorkehrungen. Als ich solche ganz eigentümliche Unruhe in den Füßen der drei Templer bemerkte, da sagte mir mein Geist: ,Jetzt werden sie sogleich unsichtbar werden!`, - und richtig, sie wurden unsichtbar!
4
Wahrlich, Herr, das kann keine Sünde sein, so manchmal, wie es jetzt der Fall war, gar so erzschlechten und gänzlich unverbesserlichen Lumpen so recht ein allerdickster Strich durch die Rechnung gemacht wird, daß man dann im Herzen ein nahe unvermeidliches Wohlbehagen empfindet! Ich für mich hätte dem Römer aber schon ein jedes Wort vom Munde wegküssen können!"
5
Sage Ich: ,,Über eine jede zu rechter Zeit eingetretene Gegenwirkung, durch die das noch so verborgen gehaltene Böse entdeckt und vernichtet wird, kann eine ehrliche Brust mit vollstem Rechte sich erfreuen und eine das Gemüt stärkende Heiterkeit empfinden; aber wohl gemerkt, nur über die glückliche Vereitelung des an und für sich Bösen, Falschen und Schlechten, aber nie über den Menschen, der solcher Sünde zumeist in seiner Blindheit als ein Knecht gedient hat!
6
Hast du doch die beiden Gadarener gesehen, und wie böse sie waren! Als Ich aber die Legion Teufel aus ihnen getrieben habe, wie gut und sanft wurden sie darauf und lobten und priesen Gott, daß Er einem Menschen solche Gewalt gegeben hatte! Wäre es da in der Ordnung gewesen, so man dort darum nur eine Freude empfunden hätte, weil den zwei Verruchten, die ein Schrecken der ganzen Gegend waren, ihr arges Handwerk gelegt wurde, und weil man obendrauf noch einigen Sauwucherern ihre Wuchermittel ins Meer gestürzt hat?! Oh, eine sogestaltige Freude wäre eines jeden echten Menschen wohl sehr unwürdig gewesen! Aber so man darob eine rechte Freude empfand, daß zweien hartgeplagten Menschen die Plage benommen ward, und daß darauf die argen Plageteufel endlich durch die Vernichtung ihres eigenen, bei den Gadarenern sorgfältig gepflegten argen Wuchergeistes der guten Sache des Himmels dienen mußten, da war eine sogestaltige Freude und Heiterkeit himmlischer Art und somit vollauf gut.
7
Ich sage es euch allen ganz aus der vollebendigen Wahrheitstiefe: Wer über einen dummen Menschen lacht, der zeigt, daß er dazu selbst die beste Anlage hat; denn da handelt der eine dumm aus seiner Dummheit heraus, und der andere lacht aus seiner Dummheit heraus; und also findet eine Dummheit an der andern ihr Vergnügen also, daß es ihr am Ende gar nicht recht ist, wenn der erste von seiner Dummheit abbricht und vernünftig zu handeln beginnt.
8
Doch ganz anders ist es, wenn ihr einen Dummhandelnden brüderlich zurechtweiset und sodann mit freudigem und heiterem Herzen lachet, so der Dumme weise zu handeln beginnt! Dann ist eure Freude und Heiterkeit in der Ordnung der Himmel und somit gut, recht und gerecht!
9
Welche Freude und Heiterkeit aber kann das jemandem überhaupt, weisermaßen betrachtet, bereiten, so am Wege ein Blinder wandelt und zu einem Sehenden, der denselben Weg geht, spricht: ,Freund, ich bin am Wege irre geworden und weiß nicht, ob ich vor- oder rückwärts gehe; da vorne soll mein Haus sein. Nach meinen gezählten Schritten sollte ich schon in des Hauses voller Nähe sein; aber so ich in meiner leicht überkommenen Irre als Stockblinder statt vorwärts nach rückwärts mich gewendet habe, so wäre ich nun entfernter vom Hause als auf dem Punkte, von da ich nach Hause gehen wollte. Habe also die Güte und bringe mich doch rechten Weges zu meinem Hause hin!`
10
Wenn dann der Sehende den Blinden belacht und, während er sich mit ihm ganz in der vollen Nähe des Hauses befindet und nur noch zehn Schritte zur Hausflur hätte, zum Blinden sagt: ,Oh, da bist du sehr irre gegangen! Gib mir deine Hand; ich werde dich auf deine Bitte, wenn es auch etwas weit ist, dennoch in dein Haus führen!` Der Blinde, darüber voll Freude, dankt im voraus dem sehenden Führer. Dieser führt den Blinden stets lachend zwanzig Male um dessen Haus herum und sagt zu ihm, voll Lache in seiner Brust: ,Nun Freund, sind wir hier; da ist euer Haus!` Der Blinde dankt ihm noch über die Maßen; der Sehende aber ist voll Lache, weil ihm der Spaß gelungen ist!
11
Ich frage hier, wer in dem Falle blinder sei, der Blinde selbst oder sein sehender Führer?! Ich sage es euch: der herzlose Führer; denn der ist blind im Herzen, und das ist ärger denn eine tausendfache Blindheit im Kopfe!
12
Also lachen die Menschen auch über allerlei schneidige Reden, und besonders dann am meisten, wenn solche Reden recht viele derbe und unflätige Anspielungen enthalten und so manche Schwachheiten und Sünden ihrer Brüder vor die Augen und Ohren der Welt bringen!
13
Ich sage es euch: Wer über derlei lachen kann oder auch als Zeuge, so irgend ein lustiger Kauz irgend jemand Schwachen so recht baumdick anlügt und ihm eine matt versilberte Bohne für eine echte Perle verkauft, überaus lustig wird, in dessen Herz hat der Teufel eine reiche Fülle von allerlei bösem Samen gestreut, aus dem nie eine Frucht des Lebens hervorgehen wird.
14
Daher ist es also besser, sich von all dem abzuwenden und lieber dort zu trauern, wo die blinde Welt zur frechen Lache genötigt wird; denn die Komödie der Welt ist stets ein Trauerspiel für die echten Kinder Gottes, und nur zu oft weinen die Engel Gottes im Himmel, so die Weltmenschen in ihrem bösen Unsinne lachen.
15
Lassen wir daher auch die drei Templer, die wohl voll Arges sind, aber dabei dennoch Menschen und nur durch die Einwirkung des Satans und aus purer Welt- und Selbstliebe, die ihr Eigentum ist, mißratene Kinder desselben Vaters sind, Der auch euer Vater ist! Nur ihr Böses ist daher zu verachten, sie als Menschen und Brüder aber nur zu beweinen!
16
Es ist besser, den berauschten Noah zu verhüllen, als ihn zu enthüllen und ihn dem Gelächter der Welt preiszugeben!
17
So ihr solches nun begriffen habt in euren Herzen, da lasset nun denn auch uns aus der leergewordenen Synagoge nach Hause ziehen; denn das Mittagsmahl wird bereitet sein! Und so gehen wir denn nun!"

Fußnoten