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 ach diesen Worten begibt sich Max Olaf sogleich zu Mir hin, verbeugt sich tief und spricht: ,,Erhaben weisester und sicher auch liebevollster Freund! Von allem, was nun während meines Hierseins sich wunderbar ereignet hat, ist meinen Augen nichts entgangen. Aber bei all dem habe ich auch bemerkt, daß sich alles ganz allein auf dich stützt! Du scheinst wenigstens hier in diesem Hause der Grund von allem zu sein. So scheint es auch, daß es hier eigentlich bloß auf dich ankommt, ob da jemand glücklich oder unglücklich werden soll. Wer dich gewonnen hat, der hat, wie mir vorkommt, alles gewonnen! - Auf deine ersichtliche Güte vertrauend, habe ich, vielleicht der Unwürdigste von allen, mir die Freiheit genommen, dich aus dem Innersten meines Herzens zu bitten: daß du jenen dreien dort, nämlich zwei Männern und einem gar armseligen Weibe deine Gnade, Liebe und Freundschaft zukommen lassen wollest! Es klebt an ihnen wie an mir wohl noch manch irdischer Klumpen, der für diese Geisterwelt kaum zu brauchen sein dürfte. Aber wir alle sind, bei Gott dem Lebendigen, sicher vom besten Willen beseelt und werden nach all unseren Kräften zu ergänzen trachten, was uns noch abgeht, um uns dadurch deiner Gnade würdiger zu erweisen."
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Spricht Olaf: ,,O du himmlisch lieber, guter Freund! Sieh, ich bin so beschaffen, wenn ich nur andere glücklich sehe, da bin ich auch schon glücklich im Anschauen des Glückes derer, die mir am Herzen liegen! Ich war ja auf der Welt auch nicht anders. Ich vergaß darum stets für mich zu sorgen, weil mir nur das Wohl anderer am Herzen lag! Daher mußt du, bester Freund, es mir nicht für übel nehmen, so ich zu dir nur für andere um deine Gnade bitte. Ich vergaß dabei meiner fast so, als bedürfte ich ihrer weniger als jene, für die ich dich gebeten habe! Oh, ich bedarf ihrer gar sehr, warte aber gerne darauf, so ich zuerst die andern glücklich sehen kann!"
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Rede Ich: ,,Höre, liebster Freund und Bruder! Ich wußte es wohl, wie dein Herz beschaffen ist und wie es mit dem Meinen in der größten Harmonie steht. Ich fragte dich aber nicht, als wüßte Ich's nicht - sondern um dein Herz für etwas vorzubereiten, was zu fassen du nun noch nicht imstande bist. Aber Ich Selbst werde dich bald fähig machen! - Gehe nun hin und bringe sie her, die dir am Herzen liegen! Lasse aber noch von mehreren dein Herz belasten, denn Ich sage dir: Alle, die du Mir herbringen wirst, sollen angenommen werden! - Verstehst du das? Ja, du verstehst es!"
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Spricht der Baron: ,,O lieber Freund, sehen Sie da gleich hinter Emma noch ein paar weibliche Wesen, es sind meine älteren zwei Töchter! Und hinter ihnen ihre Gatten, und daneben noch ein paar treue Domestiken - vielleicht würden sie auch angenommen, wenn sie mit uns hingingen?" - Spricht Max Olaf: ,,Nur her mit ihnen! Was mit uns geht, wird angenommen, denn ich habe dafür sein göttliches Wort! Aber wir müssen uns nun um noch mehrere umsehen."
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Spricht Max Olaf: ,,Freund, Sie greifen da sehr weit aus! Wenn man das alles Nötigung nennen würde, wodurch Menschen auf andere Ideen, Begriffe und Entschließungen gebracht werden, müßte ja auch aller Unterricht verbannt werden! Denn durch den Unterricht kommen die Schüler, die doch auch mit einem freien Geist begabte Menschen sind, ja auch zu ganz anderen Begriffen, durch die ihr ursprünglich rein sinnliches Wollen eine ganz entgegengesetzte Richtung bekommt. Ich meine, daß das etwas sehr Gutes ist. So aber durch die Unterrichtsnötigung der menschliche Geist erst zur wahren Freiheit gelangen kann, da sehe ich gar nicht ein, wie da im eigentlichen Reich des Geistes eine belehrende Erklärung die Willensfreiheit eines Menschen gefährden könnte! Seien Sie, mein lieber Freund, deshalb nur ganz unbesorgt! Wenn daran etwas gefehlt sein sollte, so werde ich es schon dort vor Dem verantworten, der mir dazu sein göttliches Wort gegeben hat! Ich werde mich selbst sogleich ans Werk machen und werde mein treues Wortnetz unter diese Fische hineinsenken. Fange ich etwas, so wird es gut sein. Fange ich aber nichts, nun, so wird es auch so gut sein müssen."
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Spricht der Pathetikus schnell: ,,Muß wahrlich um Vergebung bitten, mein sonst schätzbarer Freund! Unter solcher Annahme kann ich Ihnen nicht folgen! Einen Menschen als alleinigen Gott ansehen!? Fürwahr, das ist mehr als zu stark! - Ich habe gegen seine Weisheit und innere Willenskraft nichts einzuwenden, wie auch gegen seine Güte nichts. Denn die Lerchenfelderin macht sich unter seiner Güte famos! Aber gegen seine von Ihnen uns angezeigte Gottheit muß ich protestieren! - Im Moses heißt es: ,Du sollst allein an einen Gott glauben!` Und ferner: ,Gott kann niemand sehen und leben, denn Gott ist ein verzehrendes Feuer!` - Und hören Sie weiter, was der weise Jude Jesus, den Sie auch für einen Gott halten, selbst an einer Stelle, glaube im Johannes, spricht. Er sagt: Es habe die Gottheit wohl nie jemand gesehen. Aber wer sein Wort hörte, es annehmen und darnach handeln möchte, der würde dadurch den Geist Gottes in sich aufnehmen und dieser in ihm wohnen! - Sehen Sie, auch ich bin mit der Bibel so ziemlich vertraut. Aber das steht nirgends darinnen, daß ein Menschengeist, wenn er auch aus Gott ist, darum auch schon das allerhöchste, im ewig unzugänglichen Licht wohnende Gottwesen selbst wäre! Und da Sie, mein sonst schätzbarster Freund, eben von jenem Lerchenfelderin-Verschönerer das zu behaupten scheinen, kann ich wirklich nicht mit Ihnen gehen!"
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