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 ritt Bardo zu Robert hin und spricht: ,,Freunde, ich kann nicht leugnen, daß dieses Verschwinden des Herrn samt der großen Gesellschaft mir ebenfalls sonderbar vorkommt. Aber ich denke mir's nun so: Ist die frühere Geschichte mit tausend weisen Vorkommnissen nur eine traumähnliche Erscheinung gewesen, so sind wir frei und somit unsere höchsteigenen Gesetzgeber. Wir können daher tun, wie wir es für unsere Bedürfnisse am besten finden und keine fremde Macht kann uns darin beirren. Ist aber all das, was wir nun in dieser Welt erlebt, geschaut und erfahren haben, reine geistige Wahrheit und Wirklichkeit, und ist der von uns allen gesehene, über alles geliebte Jesus - der Herr: dann ist diese unsere Verlegenheit nichts als eine zu unserem Heil berechnete Probe. Seine Liebe und Gnade läßt sie uns zukommen, um uns dadurch selbständiger, selbsttätiger und gewisserart geistig männlicher zu gestalten. Daher meine ich: Wir sollen in der Liebe zu Jesus dem Herrn, wie Er uns belehrt, erhoben und mit allmächtiger Schöpferhand gesegnet hat, sehr zunehmen, so wird Er sicher bald in unserer Mitte sein mit all den lieben Brüdern und Schwestern! Das ist mein Rat. Weiß aber jemand etwas Besseres, so bitte ich, daß er damit auftrete!"
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Spricht darauf Niklas: ,,Bruder, ich muß offen bekennen, du triffst den Nagel allzeit auf den Kopf! Es ist so, wie du gesagt hast, und es kann unmöglich anders sein! Ich habe zwar Freund Bruno eher verstanden als du, nun aber könntest wahrlich du unser aller Führer sein. Ja, an der Liebe zu dem Herrn mangelt es sicher bei uns allen, und darum läßt Er uns nun ein wenig sitzen. Die schöne Helena wird sicher nicht ohne Ihn sein so wie wir. Warum? Weil sie Ihn gleich anfangs bei Seiner schwächsten Seite zu fassen wußte, nämlich im Herzen! Wir aber als Weisheitskrämer glaubten, daß wir das ganze Himmelreich mit dem Löffel rein aufgefressen haben, stehen aber nun da wie die allerschönsten Ochsen!
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Wir haben nun eine Kraft und haben die Gotteslehre im Überfluß. So heißt es nun selbsttätig uns so gestalten, wie es die von uns erkannte Ordnung Gottes erheischt! - Das erste ist eine freie Liebe, wie deren unsere Herzen fähig sind. Gott mehr lieben als man kann, wäre eine Torheit. Gott aber weniger lieben, als es unsere Herzen verlangen, wäre eine sträfliche Lässigkeit und müßte uns endlich in den Stand des Halbtodes setzen. Haben wir aber das rechte Maß der Liebe, so werden wir auch Weisheit haben und auch entsprechend geordnete Kraft, mit der wir dann als freie und vollendete Geister aus uns selbst, wie aus Gott heraus, uns freitätig bewegen können. Gott ist sicher die höchste Ordnung selbst in allem. Wollen wir aber diese Ordnung fassen, so müssen wir in uns selbst zur wahren Ordnung in allem gelangen, ansonsten wir nie auf eine vollkommene Freiheit Anspruch machen können.
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Sieh, dieses Haus hat der Herr mir für ewig zu eigen gegeben, doch ich selbst kenne nur den geringsten Teil seiner innern Schätze. Wenn es dich aber freute, gäbe ich es dir auf der Stelle vollkommen zu eigen! Du hast uns heilige Worte wie aus Gottes Mund Selbst gegeben, die uns aufgerichtet haben in unserer Öde. Oh, da ist ein Wort mehr wert als Hunderttausende solcher Häuser! Darum nimm, was ich dir geben kann! Es ist hier mein höchster Besitz, außer dem Herrn und dir selbst. Geliebter Bruder, wie lieb und teuer bist du uns allen nun geworden! Wie lange ist es wohl, als wir mit leidigem Bedauern auf dich herabschauten, und nun stehst du so hoch über allen. Ich bitte dich darum, uns noch mit einigen solchen Worten aufzurichten!"
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Aber darum verdiene ich noch lange nicht, daß du, Robert, mir dein Haus, das der Herr aus deinem Herzen erbaut hat, hier als ganz zu eigen schenken sollst, was nach meiner schwachen Meinung auch gar nicht so leicht möglich sein dürfte. Sieh, das Haus samt all seinen Herrlichkeiten ist ganz entsprechend dein eigenstes Herz, aus dessen Gottes- und Bruderliebe der Herr dieses herrliche Werk gestaltet hat. Würde ich daher dieses Haus von dir als Geschenk annehmen, so würde ich dir damit auch Herz und Leben nehmen, weil dies Haus der tieferen Wahrheit nach deines Herzens liebtätiges Wesen selbst ist.
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Spricht Robert: ,,Dank dir, liebster Bruder, für diese herrliche Belehrung, die wahrlich nichts mehr zu wünschen übrigläßt! Aber da ich nun auch viele Stimmen vernehme, ist es an der Zeit, daß wir alle nachsehen, was es da gibt. Aber du, Bruder, gehe mir zur Seite, denn du bist mir ein mächtiges Bedürfnis geworden!"
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