DAS GROSSE EVANGELIUM JOHANNES - BAND 1
Lehren und Taten Jesu während Seiner drei Lehramts-Jahre
Zweiter Tag in Sichar
- Kapitel 77 -
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 ach diesen Worten aber drängen sich viele, die während der Besprechung mit Simon Petrus sich auf diesen Platz begeben haben, zu Mir hin und verlangen Zeichen von Mir. Sie sagen: ,,Kannst du vor den Blinden, die keine Kenntnisse und keinen Verstand haben und darum nichts beurteilen können, Zeichen tun, so tue sie auch vor uns! Sind die Zeichen echt, so wollen auch wir an dich glauben; sind sie aber blind und schlecht, so werden wir auch wissen, was uns darum zu tun übrig bleiben wird! Denn wir sind in allen Dingen bewandert!"
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Sage Ich: ,,Gut, so ihr in allen Dingen bewandert seid, wozu bedürfet ihr dann der Zeichen? Wenn ihr also weise seid, daß ihr Gott gleich in allen Dingen bewandert zu sein vorgebt, da werdet ihr es ja ohnehin erkennen, ob Ich die Wahrheit lehre oder nicht! Wozu dann die Zeichen?! Es sind aber hier nun schon in einem Verlaufe von nahe dritthalb Tagen ohnehin eine Menge Zeichen der außerordentlichsten Art geschehen, für deren Echtheit hier Hunderte der vollgültigsten Zeugen stehen; genügen euch diese nicht, so werden euren boshaften Herzen auch die neuen nicht genügen! Daher entfernet euch von hier von selbst, wollt ihr nicht mit Gewalt entfernt werden!"
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Der Oberste seufzte tief auf und sagte: ,,Edler, weiser Freund! Wie kann man da wohl heitern Mutes sein, wo man nahe alle Menschheit sogar für den untersten Tartarus, so es irgend einen gäbe, für tausendmal zu schlecht findet?! Wenn zwei heißhungrige Wölfe einen Knochen finden und dabei des hungerstillenden Besitzes wegen miteinander in einen wütenden Kampf geraten, so ist das begreiflich! Denn fürs erste sind das Wölfe, Tiere ohne Vernunft, naturbelebte Maschinen, die von dem sie drückenden Bedürfnisse ihrer Natur getrieben werden, sich zu sättigen, und fürs zweite darum an und für sich gänzlich unzurechnungsfähig sind gleichwie ein angeschwollener Bach, der durch seine große und schwere Wassermasse alles verheert, was sich in seiner Nähe befindet. Aber hier sind es Menschen, die von sich selbst aussagen, daß ihnen gewisserart jeder Grad von Bildung und Weisheit eigen sei, sind aber dabei ärger in ihrem Herzen als alle Wölfe, Tiger, Hyänen, Löwen und Bären! Sie verlangen für sich jede erdenkliche Rücksichtnahme, während sie gegen ihre Nebenmenschen nicht die kleinste beachten wollen! - Sage, Freund, sind das auch Menschen?! Verdienen sie nur irgend eine Erbarmung?! Nein, sage ich, und noch tausend Male nein! O warte, du ungeschlachtes Volk! Ich werde dir ein Licht anzünden, daß dir darob das Hören und Sehen für immer vergehen soll!"
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Lies die Geschichte meines Volkes, und sie wird es dir haarklein zeigen, wie der Herr zu allen Zeiten dem Volke jede Sünde, die es beging, auf das strengste und oft nahe unerbittlichste geahndet hat, und ich sage dir: Der Herr Himmels und der Erde ist noch gleichfort und unverändert Derselbe, wie Er war von Ewigkeit her! Er ist langmütig, voll der größten Geduld und läßt das Volk nie ganz ohne Lehrer und Zeichen von oben; aber wehe dem Volke, so dem Herrn einmal die Geduld zu kurz wird! Wenn Er einmal die große Zuchtrute schwingt, dann gibt Er aber auch nicht eher nach, als bis alle Glieder des Volkes zerhauen sind und dessen Knochen so mürbe werden wie ein leichter und dünner Brei!
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